LESERFRAGEN RATGEBERAKTION \"Männergesundheit\" am 15.11.2017

Wichtige Leserfragen am Expertentelefon \"Männergesundheit\" am 15.11.2017

 

 

 

 

 

 

 

Ich leide seit einiger Zeit unter Schwitzen und Hitzewallungen. Kann daran ein Testosteronmangel schuld sein?

  • Prof. Dr. med. Michael Zitzmann, Endokrinologe, Androloge und Diabetologe am Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie des Universitätsklinikums Münster: Auf jeden Fall kann ein Testosteronmangel an solchen Problemen beim Mann schuld sein. Es gilt dann allerdings, nicht nur den Testosteronspiegel, sondern auch die Steuerungshormone aus der Hirnanhangdrüse zu bestimmen. Und man sollte nicht vergessen, dass auch Schilddrüsenstörungen solche Beschwerden verursachen können.

Ich benutze seit einem Monat ein Testosteron-Gel, fühle mich seitdem auch viel besser und habe wieder Lust auf Sex. Aber jetzt hat meine Frau Angst, Testosteron „abzukriegen“, wenn wir Hautkontakt haben. Besteht da eine Gefahr, und wie gehe ich am besten damit um?

  • Prof. Zitzmann: Im Prinzip ist eine Übertragung tatsächlich möglich. Daher sollte man das Gel besser morgens auftragen und abends duschen. Dann ist eine Übertragung bei Körperkontakt praktisch ausgeschlossen.

Ist das Nachlassen der Testosteronproduktion im Alter nicht etwas ganz Natürliches, das eigentlich gar nicht behandelt werden muss? Oder wann ist eine Behandlung nötig?

  • Prof. Zitzmann: Ein zu starkes Nachlassen der Testosteronproduktion mit zunehmendem Alter ist ein Prozess, der nicht bei allen Männern auftritt, sondern hauptsächlich bei denen mit Übergewicht. Eine Behandlung von niedrigen Testosteronspiegeln ist dann nötig, wenn diese auch Symptome auslösen. Reine Laborwerte sollte man nicht behandeln.

Bei mir (43) wurde vor vier Jahren ein Hoden wegen Krebs entfernt. Habe ich jetzt ein höheres Risiko für einen Testosteronmangel und was kann ich dagegen tun?

  • Prof. Zitzmann: Tatsächlich ist mit nur einem Hoden das Risiko für einen Testosteronmangel erhöht. Hier sollte man vor allem auf Symptome wie Libidoverlust und Antriebslosigkeit sowie einen Verlust der Muskelmasse achten. Männer, die einen Hoden durch Krebs verloren haben, sollten im Rahmen der Nachkontrollen grundsätzlich auch ihren Testosteronspiegel bestimmen lassen.

Ich bin erst 24 und habe einen Testosteronwert von nur 2,1 ng/ml mit entsprechenden Symptomen wie mangelnder Libido, Müdigkeit und Leistungsschwäche. Die Diagnose meines Urologen war primärer Hypogonadismus. Muss ich jetzt lebenslang Testosteron zuführen?

  • Prof. Dr. med. Frank Sommer, Urologe, Androloge und Sportmediziner, weltweit einziger Universitätsprofessor für Männergesundheit, Hamburg: Grundsätzlich sollte man die Ursache kennen. Beispielsweise, ob Sie ein sogenanntes Klinefelter-Syndrom, also eine Störung der Geschlechtschromosomen haben, oder einmal eine Entzündung der Hoden mit Schädigung des Hodengewebes hatten. Wenn dies und auch die Kinderwunschfrage abgeklärt ist, ist es wahrscheinlich, dass Sie lebenslang Testosteron zuführen müssen. Sie werden dann eine Dosis erhalten, mit der Ihr Testosteronspiegel wieder im Normbereich liegt und Sie sich gut fühlen.

Seit etwa zwei Jahren leide ich (61) zunehmend unter Antriebsschwäche und depressiven Verstimmungen. Mein Hausarzt erwägt eine Behandlung mit Antidepressiva. Jetzt habe ich aber über die Symptome eines Testosteronmangels gelesen und festgestellt, dass praktisch alle bei mir zutreffen. Sollte ich das nicht erst abklären lassen, bevor ich Antidepressiva einnehme?

  • Prof. Sommer: Ja, das ist sinnvoll, wenn Sie Symptome wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Libidoreduktion, Erektionsschwäche oder eine Abnahme der Muskelkraft bei sich feststellen. Studien konnten zeigen, dass durch einen Testosteronmangel hervorgerufene depressive Verstimmungen sich unter einer hormonellen Therapie verbessern. Allerdings kann dies ein paar Monate dauern.

Welche Nebenwirkungen kann eine Testosterontherapie haben? Wie kritisch ist eine Hormonbehandlung für mich als Mann?

  • Prof. Sommer: Jedes Medikament mit einer Wirkung kann auch Nebenwirkungen haben. Die Körperbehaarung kann zunehmen. Bei einigen Patienten steigt auch die Zahl der roten Blutkörperchen, wobei Ihr Arzt dies regelmäßig überprüfen würde. Andere Männer berichten über eine Gewichtszunahme durch wachsende Muskulatur oder die Ansammlung von Wasser. Auch Akne kann auftreten. Wichtig ist, dass man unter einer Testosterontherapie regelmäßig Brust und Prostata untersuchen lässt. Es kann hier nicht nur zu gutartigen Vergrößerungen kommen, sondern bereits bestehende Tumorzellen können zu weiterem Wachstum angeregt werden. Auch die Familienplanung sollte geklärt sein, denn von außen zugeführtes Testosteron verringert die Qualität und Anzahl der Spermien.

Ich bin 56 und leide seit einiger Zeit unter einer geringen Libido. Auch meine Muskeln sind trotz regelmäßigem Training zurückgegangen. Könnte eine Testosterontherapie mir helfen? Meine Frau sagt, ich müsse nur mit dem Rauchen aufhören.

  • Prof. Sommer: Vor einer Therapie steht immer die Diagnose. Gehen Sie zu einem Arzt Ihres Vertrauens und lassen Sie sich untersuchen. Die Libidoreduktion und die Abnahme der Muskelmasse können Zeichen für einen Testosteronmangel sein. Und auch das Rauchen kann natürlich einen Einfluss darauf haben. Aber erst eine genaue Anamnese und Untersuchung zeigt, wie die Symptome am besten zu behandeln sind.

Stimmt es, dass man mit Sport seinen Testosteronwert steigern kann? Welche Sportarten sind zu empfehlen?

  • Dr. med. Uwe Höller M.Sc., Facharzt für Innere Medizin und Master of Science in Präventiver Medizin mit Privatpraxis mit Praxisschwerpunkt Männergesundheit in Bergisch Gladbach: Die Testosteronproduktion wird von zwei Faktoren reguliert: der körperlichen Aktivität und der Gewinnersituation während eines Wettkampfs. Eine aktuelle Studie hat ergeben, dass allein die stärkere körperliche Aktivität übergewichtiger Männer, auch ohne Wettkampf, zu einem deutlichen Anstieg der Testosteronspiegel führte. Ich empfehle Sportarten mit vielen wechselseitigen Fußbewegungen wie Fitness-Gymnastik, Laufen, aber auch Kraftausdauertraining.

Bei mir wurde kürzlich ein Testosteronmangel festgestellt, und der Arzt hat mir die Behandlung mit einem Hormon-Gel empfohlen. Nun möchten meine Frau (36) und ich (45) aber noch ein Kind haben und ich habe Angst, durch die Behandlung unfruchtbar zu werden, wie man es ja häufig von Bodybuildern hört. Was raten Sie mir?

  • Dr. Höller: Unter der Behandlung mit Testosteron sinkt ein wesentliches Hormon für die Spermienbildung ab. So werden weniger Spermien produziert, man wird partiell unfruchtbar. Mit Absetzen des Testosteron-Gels normalisieren sich die Hormonspiegel allerdings innerhalb von einigen Monaten wieder. Bodybuilder verwenden oft Testosterondosierungen, die weit über das normale Maß hinausgehen. Das kann zu einer dramatischen Verkleinerung der Hoden und zu Unfruchtbarkeit führen. Bei einer Testosteron-Ersatztherapie innerhalb der natürlichen Grenzen besteht diese Gefahr nicht.

Seit bei mir ein altersbedingter Hypogonadismus festgestellt wurde, bekomme ich ein Testosteron-Gel, mit dessen Wirkung ich sehr zufrieden bin. Aber wie lange kann ich das eigentlich anwenden?

  • Dr. Höller: Die empfohlene Anwendungsdauer für Testosteron-Gel liegt zwischen neun und 24 Monaten, danach sollte ein Auslassversuch gemacht werden. Der Zeitraum ist darin begründet, dass die volle Wirkung erst nach neun Monaten eintritt. Je nach Alter ist aber durchaus vertretbar, die Behandlung unter kontrollierten Bedingungen auch über längere Zeiträume fortzusetzen.

Ist es sinnvoll, ab einem bestimmten Alter seinen Testosteronwert regelmäßig checken zu lassen?

  • Dr. Höller: Im Mittel sinken die individuellen Testosteronspiegel von Männern über die Jahrzehnte nicht ab, bei manchen allerdings deutlich. Das Absinken ist weniger mit dem Alter assoziiert als mit erworbenen Risikofaktoren wie etwa Dauerstress, Fettleibigkeit, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Diabetes. Die Fachgesellschaften für Männergesundheit raten deshalb, den ersten Test möglichst früh, mit etwa 25 Jahren, machen zu lassen, um die individuellen Schwankungen über die Jahre erfassen zu können. Bei Vorliegen der genannten Risikofaktoren empfehle ich altersunabhängig jährliche Kontrollen.

Bei mir liegt vermutlich ein Testosteronmangel vor. Ich habe gelesen, dass eine Testosterontherapie Risiken birgt. Was ist die optimale Dosis, um diese Risiken möglichst gering zu halten und welche Art der Behandlung würden Sie mir empfehlen?

  • Dr. Höller: Eine kontrollierte Testosterontherapie ist recht wenig risikobehaftet. Der optimale Dosisbereich ist individuell unterschiedlich, sodass man auf Laborkontrollen angewiesen ist. Für eine besonders risikoarme Behandlung sollten die Testosteronspiegel in den mittleren Normbereich angehoben werden. Dafür muss bei Gelen die Dosis angepasst werden, zum Beispiel auf zwei bis drei Hübe Testosteron-Gel aus einem Dosierspender täglich. Bei Testosteronspritzen reguliert man die Dosis durch die Häufigkeit der Injektionen. Ich würde eine Behandlung mit Gel vorziehen, da so individueller und feiner dosiert werden kann.
Quelle: djd deutsche journalisten dienste GmbH & Co. KG,
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